„Benvenuti in Sicilia“ – die größte Insel des Mittelmeeres ist nicht nur ein Begriff für mediterranes Lebensgefühl, stilvolle Landgüter, Kultur und antike Bauten, sondern auch kulinarisch definitiv eine Reise wert. Im Rahmen unserer Rundreise durch „Bella Italia“ statteten wir Catania – der zweitgrößten Stadt der Insel – einen Besuch ab. Unsere Haupt-Beschäftigung: Essen, Kochen und kulinarische Entdeckungen.
Der bekannteste Fischmarkt Siziliens
Siziliens Küche ist saisonal geprägt und zeichnet sich durch ihre traditionellen Fischmärkte in den Küstenstädten und Käsespezialitäten in höher gelegenen Regionen aus. Wer früh morgens auf dem Fischmarkt (auf sizilianisch „A’Piscaria“) von Catania unterwegs ist, findet sich inmitten eines kunterbunten Markttreibens wieder. Da wird mit frischem Fisch gehandelt, Marktschreier preisen ihren Fang an und überall riecht es nach Fisch und Meeresfrüchten. Ja, selbst untertags, wenn die letzten Fische bereits verkauft worden ist, verrät einem die eigene Nase noch, wo die Markstände gestanden haben 😉 Der Fischmarkt von Catania ist der größte und bekannteste seiner Art in Sizilien. Wer Fisch mag, ist hier goldrichtig. Dabei heißt es allerdings früh aufstehen, denn bereits am Vormittag sind die besten Spezialitäten bereits ausverkauft oder schlichtweg nicht mehr frisch genug.
Der Fischmarkt selbst mündet in einen Obst- und Gemüsemarkt, wo man auch Lammfleisch, Pepato – ein Schafsmilchkäse mit Pfeffer, Oliven, Anchovis, Pistazien aus dem sizilianischen Örtchen Bronte am Fuße des Ätnas und Gewürze aller Art erwerben kann. Hier bekommt man alles, was man zum Kochen und genussvollen Leben braucht – ganz nach den Grundsätzen der Mittelmeerdiät.
Streetfood auf sizilianisch
Hunger leiden muss in Catania niemand, denn leckere Snacks und beste Süßspeisen findet man in der Stadt immer. Kalorien zählten sollte man dabei allerdings nicht. Typisch sizilianisch sind z.B. die sog. „Arancini“ – frittierte Reisbällchen gefüllt mit Fleisch, Butter oder Schinken und Mozzarella. Aus der Dessertkarte kaum wegzudenken sind übrigens „Cannoli“- frittierte Teigrollen mit einer süßen cremigen Füllung aus Ricotta. Das italienische Wort „cannolo“ heißt so viel wie „kleines Rohr“ und bezieht sich nicht auf das Teigstück, sondern auf das Rohr, um das die Teigstücke zum Frittieren traditionell gewickelt werden. Die besten Cannoli haben wir übrigens bei Adele gegessen – der Gastgeberin eines EatWith-Dinners.
Während sich vielerorts in Europa ein regelrechter Boom der Streetfood-Szene beobachten lässt, hat dieser Trend in Catania längst Tradition. Eigene Foodtrucks mit leckeren Panini, Grill-Hähnchen und Pizzastücke an jeder Ecke: Wer unterwegs Hunger hat, bekommt immer schnell etwas Essbares auf die Hand.
I chioschi – typisch Sizilien, typisch Catania
Es sind kleine grüne Kiosks, die so aussehen, als ob es hier Zeitungen zu kaufen gäbe. Die sog. „chioschi“ gibt es nur in Catania. Anders als man vielleicht vermutet, ist ein „chiosco“ eine Art kleine Bar inmitten der Stadt. Und davon gibt es in Catania zu genüge. Es ist ein Ort des Treffpunkts, der auch noch spät abends geöffnet hat und sehr beliebt bei den Einheimischen ist. Hier gibt es Kaffee, verschiedene Sirup-Getränke und natürlich auch „Seltz“. Gemeinsam mit Tony, unserem Tour-Guide haben wir dieses Getränk das erste Mal probiert. „Wenn man zu viel gegessen hat, hilft nur noch Seltz“, so Tony. Statt Schnaps greift man in Catania also zu diesem Getränk bestehend aus Zitronensaft, Mineralwasser und einer größeren Portion Salz/Bikarbonat. Eine Mischung, die beim ersten Schluck noch etwas ungewohnt erscheint, jedoch mit jedem weiteren Glas besser schmeckt! Und irgendwie hilft es wirklich nach einem etwas deftigeren Abendessen.
Siziliens weltberühmtes Marzipan
Ein weiteres Highlight der Insel stellen sicher die Marzipanfrüchte („Frutti della Martorana“) dar. In Sizilien gibt es Marzipan in allen möglichen Farben und Formen: Orangen, Bananen, Äpfel, Melonen oder Birnen. Für die Zubereitung von Marzipanfrüchten werden geschälte Mandeln, Puderzucker, Zitronenessenz und Vanille benötigt. Aus dieser Masse werden dann Obst- und Gemüseformen modelliert und diese mit pflanzlichen Lebensmittelfarben eingefärbt, so dass täuschend echte Repliken daraus entstehen. Fast zu schade zum Reinbeißen!
Eine kleine Geschichte vom Eis
Sizilien gilt übrigens auch als Erfinder des Speiseeis. Und dass da irgendwas Wahres dran sein muss, merkt man beim Geschmackstest. Nirgendwo in Italien hat uns das Eis besser geschmeckt als hier in Sizilien. Es heißt übrigens, dass der Schnee des Ätna bis ins 19. Jahrhundert dazu diente, Speisen und Früchte in Höhlen und Kellern zu kühlen. Dass Palermo auch Eiscreme-Geschichte geschrieben hat, ist hingegen nicht so bekannt: „Eiscremeparlament“ nannte Viktor Amadeus von Savoyen, König von Sizilien in der Zeit von 1713 bis 1720, den Rat der Stadt. Während der Sitzungen sollen die Mitglieder primär damit beschäftigt gewesen sein, Eis zu essen, anstatt Gesetze und Verordnungen voranzubringen. Naja, wenns hilft… 😉
Eis zum Frühstück? Ja, bitte!
Sehr beliebt bei den Einheimischen ist auch die Granita. Dabei handelt es sich um ein schneeartiges Wassereis, welches mit Fruchtmark, Mandelmilch oder Espresso angerührt wird und gerne auch schon zum Frühstück gegessen wird. Schmeckt super, gibt es zugleich in vielen verschiedenen Sorten und unserer Meinung nach am besten bei „C&G Cioccolato e Gelato“ in Catania zu probieren. Hier gibt es zusätzlich eine Vielfalt an typischen sizilianischen Bäckereien und Kuchenspezialitäten. Ein Hochgenuss!
Es ist wohl so, wie es uns ein Sizilianer zuvor in Mailand prophezeit hat: „Ohhhhh, you will love the food in Catania. But take care, you’ll get fatter!“ Eine Woche später und gefühlte fünf Kilogramm schwerer haben wir verstanden, was er damit meinte. Aber all die leckeren sizilianischen Köstlichkeiten waren es definitiv wert.
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